Ein Hörfilm ist ein Kino- oder Fernsehfilm mit zusätzlichen Bildbeschreibungen. In den Dialogpausen vermitteln knappe Erläuterungen die visuellen Elemente einer Szene.
Diese Technik, die blinden und sehbehinderten Menschen einen direkten Zugang zu Fernsehen, Kino und Theater eröffnet, nennt sich Audiodeskription. Die Idee der Audiodeskription entwickelte Gregory Frazier an der Francisco State University of Creative Arts Mitte der 70er Jahre. Im Jahr 1989 wurde sie erstmalig in Europa auf den Filmfestspielen in Cannes vorgestellt.
Hörfilme im Fernsehen
In Deutschland strahlen bisher nur die öffentlich-rechtlichen Sender Programme mit Audiodeskription über eine eigene Tonspur aus. Bei den Privaten wird gelegentlich eine Audiodeskription über eine zusätzliche App bereitgestellt. Das Angebot an Hörfilmen konnte eindeutig gesteigert werden: Gab es im Jahr 1997 nur acht Sendetermine, konnten im Jahr 2010 rund 950 Hörfilm-Ausstrahlungen gezählt werden. Heute gibt es allein im TV pro Tag um die 60 Sendetermine mit Audiodeskription.
Neben Spielfilmen, Serien, Dokumentationen strahlen die öffentlich-rechtlichen Sender auch Unterhaltungsendungen wie z.B. den Eurovision Song Contest (ESC) und große Sportereignisse wie die Fußball-WM und die Olympischen Spiele mit Live-Audiodeskription aus.
Wie entsteht eine Audiodeskription?
Audiodeskription wird in Kooperation von sehenden und nicht sehenden Menschen erarbeitet. Knapp, prägnant und ausdrucksstark sollen die Bildbeschreibungen sein, die bestimmten Regeln folgen. Die ergänzenden Texte werden im Tonstudio von professionellen Sprechern eingesprochen und mit dem Originalton abgemischt.
Die Bildbeschreibungen der Hörfilme werden von speziell ausgebildeten Filmbeschreibern getextet.
In ein bis zwei Durchläufen wird der Film einer ersten Analyse unterzogen, die die Wechsel von Haupt- und Nebenhandlungsebenen, die Zeitsprünge, Rückblenden, Traumsequenzen sowie die Figuren und Orte definiert und die notwendigen Beschreibungsplätze festlegt. Dann wird der Film Szene für Szene bearbeitet. Ständiges Verknappen der beschreibenden Texte gehört zu den wichtigsten Aufgaben, da die Lücken zwischen den Dialogen in der Regel nicht viel Platz für Einfügungen lassen und die Atmosphäre des Films erhalten bleiben soll.
Empfang von Hörfilmen
Voraussetzung für den Empfang von Hörfilmen ist eine digitale Empfangsweise: Antenne (DVB-T2), Kabel (DVB-C), Satellit (DVB-S) oder Internet (DVB-IPTV).
Die Audiodeskription wird auf einem zusätzlichen Tonkanal ausgestrahlt, der über das Audiomenü des Empfangsgerätes angewählt werden kann. Für den Empfang sind keine speziellen Zusatzgeräte erforderlich.
Weitere Infos zum DBSV HÖRFILM-Skill, dem Zugang zu Hörfilmangeboten und dem aktuellen Hörfilm-Programm unter: www.hörfilm.info